Das Lernen unserer Hunde! Ich glaube mein Hund hat ADHS….mein Hund ist schwierig…mein Hund ist dominant…mein Hund ist doof….

…diese oder ähnliche Aussagen erhalte ich immer häufiger von meinen Kunden. Schon im Welpenalter tragen viele Welpen schon ganz deutlich ihre ganz persönlichen Charaktereigenschaften nach außen. Einige Halter schauen jetzt schon besorgt auf ihre gerade 12 Wochen alten Hunde, die kaum Ruhe finden, jede erdenkliche Möglichkeit nutzen ihre kleinen Zähnchen in den Menschen zu vergraben oder die Wohnungseinrichtung nach ihren ganz persönlichen Vorstellungen umzudekorieren. Diesen besorgten Haltern kann ich etwas Entspannung geben indem ich ganz klar und deutlich erkläre, dass jeder gesunde Hund ein gutes Benehmen erlernen kann. Diese Sicherheit haben wir schon mal! Das erleichtert die Menschen zunächst, der Erfolg jedoch ist grundsätzlich davon abhängig, wieviel die einzelnen Halter mit ihren Hunden an Benehmen erarbeiten. Und genau hier liegt der Hase im Pfeffer…frage ich die Menschen, wie soll es später aussehen, wie sollte sich euer Hund in welchen Situationen benehmen? Die meisten Menschen haben eine ganz klare Vorstellung vom Dasein ihrer Hunde. Sie können mir genau sagen, was der Hund tun sollte und was er lassen sollte.

Jetzt habe ich als Trainer einen klaren Auftrag, ich weiß was die Halter haben wollen und nun kann es mit der Erziehung losgehen. Fleißig wird die nächsten Wochen gearbeitet und es dauert auch gar nicht lang, die ersten Erfolge sind recht schnell zu sehen. Die Halter freuen sich und sind euphorisch. Nur womit sie nicht rechnen, dass ein Hund keine progressive Lernkurve hat. Das heißt, unsere Hunde lernen leider nicht gleichmäßig ansteigend. In jedem Lernverhalten eines Hundes gibt es auch Lernlöcher und Lernplateaus, welche oft als herbe Rückschläge wahrgenommen werden. Ich erkläre meinen Haltern dann sehr geduldig die Gegebenheiten.

Das Lernloch ist deutlich zu merken z. B.….gestern auf dem Abendspaziergang hörte Strubbi noch super auf das neu auftrainierte Rückrufwort und heute schaut er mich an, als hätte er nie etwas davon gehört. Der Hund führt das Signal nur halb und gar nicht aus. Wenn die Menschen mit ihrem Hund dort angekommen sind, erkläre ich immer…..nur Geduld!!!! Wartet ab, bis das Loch vorüber ist. Dieses hält manchmal nur ein paar Stunden an, kann aber auch 1 – 2 Tage dauern. Danach merken die Halter eine deutliche Verbesserung. Ja, sagen die Halter… eine Verbesserung ist zu merken, aber wir haben immer noch den Eindruck, als sei Strubbi noch immer nicht er selbst, denn Fortschritte macht er nur langsam. Keine Panik…auch das ist eine ganz natürliche Geschichte im Lernverhalten unserer Hund.

Jetzt sind wir auf dem Lernplateau angekommen und Strubbi ist wieder in der Lage dazuzulernen, eine kleine Baustelle im Oberstübchen gibt es dennoch. Dieses Lernplateau kann bis zu einer Woche anhalten und ist diese Phase überwunden, werden die Halter voller Euphorie berichten, dass Stubbi nun wieder der alte ist. Er kann die Dinge, welche wir ihm im Vorfeld neu beigebracht haben, nun wieder abrufen.

Dieses intervallmäßige Lernen steckt in jedem unserer Hunde und bedarf nur Geduld und das Wissen darum.

Er will einfach nicht verstehen!….

Häufig ist es auch so, dass der Hund bei bestimmten Aufgaben einfach nicht so recht verstehen kann. Trotz geduldigem Training und hoher Belohnung schauen wir manchmal nur schwer dem Ziel entgegen. Da hilft es oft einfach eine Trainingspause von 1 bis 3 Tagen einzulegen und siehe da, der Hund kann es plötzlich…wie konnte dies geschehen. Hat er etwa heimlich weitergeübt??? Nein, ganz sicher nicht!!

Die Informationen wurden im Training aufgenommen und während der Ruhephase konnte der Hund sie verinnerlichen. Dieses Phänomen nennt man latentes Lernen…dieser Begriff steht für ein immer und stätiges Lernen. Während die Erlebnisse vom Tag im Schlaf verarbeitet werden, lernt der Hund die aufgenommenen Zusammenhänge und verankert sie im Gehirn. Das Ergebnis zeigt sich dann beim nächsten Training ganz überraschend und zur Freude der Halter.

Der Schlaf und die Ruhephasen spielen beim Lernen eine signifikante Rolle und dürfen auf gar keinen Fall vernachlässigt werden.

Nachdem ein kurzes knackiges Training erfolgte mit klaren Strukturen, sodass der Hund gut in der Lage war uns zu verstehen, hier spreche ich im Durchschnitt von max. 5-8 Minuten, muss eine Ruhephase erfolgen. Gibt man den Hund nun nach dem Training in ein, sagen wir mal gut gemeintes wildes Spielen mit Artgenossen oder mit dem Halter, dann kann das vorher erlernte nicht gut verarbeitet werden, u. U. ist es sogar so, dass wir unser Training damit komplett zu Nichte machen. Eine Regel beim Erlernen neuer Dinge ist also: Nach jedem Training braucht der Vierbeiner Ruhe. Nur so können die Informationen im Gehirn weiterverarbeitet werden.

Unsere jungen Hunde sollen ja nun, wie auch unsere Menschenkinder, bestimmte Regeln erlernen und sich auch daran halten, so zu mindestens die Vorstellungen vieler Hundehalten. Nun gibt es trotz des Wissens um das Lernverhalten des Hundes manchmal nicht so gute Erfolge in der Erziehung unserer Hunde. Warum ist das so???

Die Halter kommen zu mir und erklären mir, was sie schon alles angestellt haben, nur das der Hund doch endlich vernünftig werden würde. Ich sehe häufig schon nach kurzer Zeit woran es liegt. Die meisten Halter sind der festen Überzeugung sehr konsequent zu sein und haben nur die Erklärung, dieser Hund sei ein ganz besonders schwer zu erziehendes Exemplar.

Bei jedem ersten Gespräch welches ich führe, sehe ich schon häufig beim Hereinkommen des Teams, wer die Socken anhat. Später im Gesprächsraum sollen die Halter ihre Hunde einfach nur an lockerer Leine festhalten. Ich möchte immer einmal raufschauen, was hat der Vierbeiner bereits gelernt, um seinen Mensch für sich selbst zu motivieren.

Ohhhh jeee….da sieht man schon das ein oder andere Hündchen, was unglaublich viele Strategien für sich selbst nutzt, nur um ans Ziel zu kommen. Manche sind dabei unglaublich charmant und der Mensch kommt den Wünschen des Hundes ganz unbewusst nach, andere sind sehr forsch und wissen genau, was sie zu tun haben.

Wenn wir nun in dieser Situation einmal genau das Gegenteil von dem machen, was die Hunde von uns erwartet… zeigt sich sehr häufig, was die Hunde sonst noch alles so drauf haben. Das kann schon mal eine absolute Fassungslosigkeit beim Halter auslösen. Die meisten Hunde empfinden warten und „nichts machen“ als Stress und es generiert sich schnell Frust daraus. Sie versuchen nun den Halter auf sich aufmerksam zu machen, erst noch durch leichtes Fiepen und sanftes Stupsen mit der Nase…später, wenn der Halter nun nicht reagiert, kann es auch mal sehr ungemütlich werden. Es werden alle Register gezogen. Ein Hund entwickelt nun aus diesem Frust einen sogenannten Löschungstrotz. Auf Deutsch….es wird alles erstmal noch viel Schlimmer vll. ist dies auch als Erstverschlimmerung zu bezeichnen. Bleibt der Halter nun ganz klar in seiner passiven Haltung…durchhalten!!!!! Dann wird es 100%ig nach dieser Erstverschlimmerung zu einem ganz anderen Verhalten kommen. Der Hund wird nun alles angewandt haben, was er jemals als erfolgreich empfunden hat und wird jetzt auf ein Energiesparmodus gehen.

Denn eines ist glücklicherweise von der Natur klug gelöst…keine Energieverschwendung!!! Der Hund kommt jetzt zur Ruhe und nun in dieser Ruhephase bekommt er genau das, was er ursprünglich wollte…Aufmerksamkeit. Der Hund wird lernen, dass ruhiges Verhalten sinnvoll ist. Hunde lernen u. a. nach Versuch und Erfolg und nach Versuch und Misserfolg.

Hat er nun konsequent keinen Erfolg mehr bei einem aufmerksamkeitsforderndem Verhalten….wird er es sein lassen. Dies ist die 1. Aufgabe eines Halters, zu schauen, wieviel gebe ich dem Hund unbewusst, nur weil er es möchte. Wenn der Halter dies erkennt, haben wir einen 1. guten Schritt in Richtung… erzogener Hund … gemacht. Wir müssen nicht ständig laut werden und den Hund zurecht rücken…es reicht vollkommen aus, wenn man in 1. Linie nicht ständig den Bedürfnissen unserer Vierbeiner nachzukommt.

Das soll nicht heißen, dass der Liebling nicht geknuddelt, gekuschelt, bespielt oder beschäftigt werden darf. Nein…das soll es ganz sicher nicht heißen. Alles was in der Vergangenheit an Aktivitäten gemacht wurde, darf selbstverständlich stattfinden. Es sollte nur darauf geachtet werden, wer zu den Dingen auffordert. Ist es der Hund und ich habe in der Erziehung Probleme, ist es wichtig die Aufforderung als Mensch in die Hand zu nehmen und nicht dem Hund zu überlassen. Später, wenn die Fronten geklärt und die Regeln klar sind, kann selbstverständlich der Hund seinen Halter auch zu all den geliebten Aktivitäten auffordern.

Also…schauen sie mal ganz bewusst die Handlungen ihres Hundes an und was tun sie daraufhin???….:-)

Ihre Daniela Krüger